6 Tipps rund um die Miniaturpferdezucht

American Miniature Horse

Miniaturpferdezucht ist nichts für schwache Nerven und auch im Vorfeld gibt es so einiges zu beachten. Deshalb habe ich hier eine kleine Checkliste mit den wichtigsten Punkten zusammengestellt, die es zu bedenken gibt.

  1. Reelle Einschätzung der Zuchtpferde
    So gut wie jeder Pferdebesitzer schaut das eigene Rösslein durch die rosarote Brille an und hält es für das allerbeste, schönste und klügste überhaupt. Stellt man sich dann doch mal einer Zweitmeinung in Form eines Show- oder Zuchtrichters, macht sich nicht selten ein wenig Ernüchterung breit. Bei der Einschätzung der eigenen Stute oder des eigenen Hengstes sollte man versuchen, die Stärken und Schwächen des Pferdes realistisch zu beurteilen. Der „Standard of Perfection“ und das Zuchtziel mit den Rassemerkmalen sind gute Anhaltspunkte für die Beurteilung. Ein weitgehend korrekter Körperbau (das schließt die Zähne mit ein), allgemeine Gesundheit und ein solider Charakter sollten in jedem Fall vorhanden sein. Muss man da Abstriche machen, sollte man sich kritisch fragen, ob sich das eigene Mini unbedingt fortpflanzen muss.
  1. Genetisch getestet?
    Gentests sind heutzutage Routine und nicht mehr wegzudenken. Zum einen ist der DNA Test für die Abstammungsprüfung mittlerweile Standard bei der AMHA Registrierung. Ohne DNA Test der Elterntiere bekommen Fohlen keine AMHA Papiere. Beim AMHR und ASPC wird kein DNA Test verlangt, man kann ihn jedoch optional machen und das Ergebnis eintragen lassen.
    Ebenfalls sehr wichtig ist der ACAN Test. Als ACAN-Zwergwuchs bezeichnet man eine genetisch bedingte und durch Zwergwuchs charakterisierte Erbkrankheit beim Pferd. Es wird getestet, ob das Pferd eins oder mehrere der Genmutationen trägt, die diesen krankhaften Zwergenwuchs verursachen. Eine Erkrankung tritt nur dann auf, wenn beide Kopien des Gens von der Mutation betroffen sind. Pferde, die nur eine Kopie der auslösenden Mutation besitzen, werden als klinisch gesunde Trägertiere bezeichnet. Angepaart mit ACAN-freien Tieren gibt es kein Risiko für eine Erkrankung der daraus resultierenden Fohlen, diese können höchstens eine Kopie des Gens tragen. Der ACAN Test ist nicht sehr teuer, schnell gemacht und heutzutage ein Muss für Miniaturpferde.
  1. Papierkram muss sein
    Angehende Zuchtpferde sollten im Besitz des permanenten AMHA Papiers sein. Nach der Geburt wird vorerst ein temporäres AMHA Papier erstellt. Dieses läuft mit dem dritten Geburtstag des Pferdes ab und wird ungültig. Man muss als Besitzer unter Angabe der Größe des Pferdes das permanente Papier beantragen. Beim AMHR ist es etwas anders, hier gilt das temporäre Papier bis zum sechsten Geburtstag des Pferdes. Anders als. beim AMHA ist das permanente Papier hier keine Vorgabe für die Eintragung der Nachkommen.
  1. Künstliche Besamung
    Künstliche Besamung ist bei Minis unüblich, so gut wie kein Hengsthalter bietet Frisch-, Kühl- oder Gefriersamen an. Die meisten Züchter nutzen eigene Hengste. Andere bringen ihre Stuten zum Hengsthalter. Dort bleiben die Stuten bis sie trächtig sind und die Trächtigkeit per Ultraschall nachgewiesen wurde. Bei mehreren Stuten lohnt es sich eventuell, einen Hengst für eine Saison oder zumindest 2-3 Monate zu pachten. Hengstpacht ist bei Miniaturpferden gar nicht so selten und man spart sich so die Transporte für mehrere Stuten. Es setzt aber voraus, dass man selbst die Möglichkeit hat den Hengst zu halten. Meist sind die Miniaturhengste friedlich, aber ich habe auch schon Ausnahmen erlebt, die wirklich anstrengend waren ;-).
  1. Geburtsüberwachung
    Hier sind sich so ziemlich alle Miniature Horse Züchter einig: auf gar keinen Fall sollte man die Ministuten ohne Überwachung abfohlen lassen. Allzuoft geht etwas schief und der Mensch muss eingreifen, und sei es nur, um die Eihülle zu öffnen. Jedes Jahr hört und liest man von Fällen, wo Stuten unerwartet früh und ohne große Anzeichen gefohlt haben, die Eihaut nicht aufging und das ansonsten gesunde Fohlen erstickt ist. Es gibt verschiedene Geburtsmelder für Pferde auf dem Markt, viele davon passend auch für Miniaturpferde. Kombiniert mit Überwachungskameras hat man so eine recht hohe Sicherheit, die Geburt nicht zu verpassen.
  1. Geburtsprobleme bei Miniaturpferden
    Auch etwas was einem jeder Züchter sagt: Miniaturpferdezucht ist nicht leicht und Geburtsprobleme sind leider nicht selten. Je kleiner das Pferd ist, desto größer sind die Risiken bei Trächtigkeit und Geburt. Falsch liegende Fohlen, sehr früh geborene Fohlen (300 Tage oder teilweise noch darunter) oder eine sich frühzeitig ablösende Plazenta sind nicht so selten wie man denkt. Hier sollte man sich durch Videos und Lektüre vorab informieren so gut es geht, damit man im Notfall die Situation richtig einschätzen und eingreifen oder Hilfe holen kann.

Wer sich jetzt nicht hat abschrecken lassen, kann loslegen und sich auf die Suche nach einem passenden Hengst für die eigene Stute machen :-). Kontakt zu anderen Züchtern ist hier hilfreich, die Miniszene ist untereinander gut vernetzt. Es gibt auch Hengsthalter mit mehreren Hengsten, die ihre Hengste verpachten.

Wer den Aufwand und die Risiken scheut, aber trotzdem von süßen Fohlen hinter dem Haus träumt, kann seine Stute zum Abfohlen in professionelle Hände geben. Es gibt große Gestüte, welche diesen Service und eine lückenlose Überwachung anbieten. Sie kümmern sich rund um Geburt und die ersten Lebenswochen, helfen bei allen Formalitäten und anschließend kommen Stute und Fohlen wieder nach Hause. Eine andere Möglichkeit ist, lieber ein oder zwei Fohlen zu kaufen statt selbst zu züchten. Dann ist man zwar nicht von der ersten Minute des Lebens an live dabei, aber spart unter Umständen viele Tränen und auch viel Geld.